Thema des Monats

Was bedeutet Aphasie?

„Aphasie“ bedeutet wörtlich übersetzt „Sprachverlust“. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Aphasien sind Störungen der bereits erworbenen Sprache, entstehen durch Verletzungen bestimmter Bereiche des Gehirns und drücken sich in mehr oder weniger schweren Beeinträchtigungen der sprachlichen Fähigkeiten aus.

Unsere Sprache umfasst vier Leistungsbereiche:

  • Verstehen
  • Sprechen
  • Lesen
  • Schreiben

Bei einer Aphasie sind in der Regel alle dieser Bereiche betroffen, aber fast nie kommt es zu einem vollständigen Verlust der Sprache.

Sprache ist äußerst wichtig, darf aber nicht alles sein. Der Aphasiker ist nicht nur Aphasiker. Er ist immer noch der Mensch der er vor Ausbruch der Aphasie war, mit all seinen Eigenschaften, seinem Wissen und seinen Wünschen. Darum lautet das wichtigste Gebot, dass bei Aphasie bei  allen Gesprächen beachtet werden muss:

Den Aphasiker als gleichwertigen Gesprächspartner behandeln.

Was Sie tun können um Ihren Angehörigen besser zu verstehen:

Zuhören bedeutet Warten
Der Aphasiker braucht mehr Zeit für seine Äußerungen

Mit dem Herzen hören
Darauf achten, ob die Absicht des Aphasikers verstanden wurde.

Wegweiser benutzen
Ein Wort, das nicht passt, nicht verwerfen; es könnte zum Zielwort führen.

Die Dinge sprechen lassen
Mitdenken und genaues Beobachten der Situation helfen oft beim Verstehen.

Das Thema suchen
Gemeinsam mit dem Aphasiker herausfinden versuchen, worauf sich seine Aussage bezieht.

Durch Sprache hindurch hören
Bei unverständlichen Äußerungen nicht ständig unterbrechen; abwarten bis sich der Sinn nachträglich ergibt.

Nur auf den Inhalt achten – die Form übersehen
Nicht ständig verbessern

Nachsprechen ist keine echte Kommunikation
Nicht auf sprachliche Äußerungen bestehen, auch nichtsprachliche zulassen.

Konzentrieren hilft nicht!
Besser: “Vielleicht kannst Du es später sagen.“

Bei hartnäckigen Wiederholungen unterbrechen und ablenken.

Nicht aufgeben!
Besser: „Wir werden es herausfinden – fang noch mal an!“

Was Sie tun können damit Ihr Angehöriger Sie besser versteht:

Ruhe ist wichtig
Hintergrundgeräusche stören das Verstehen.
Zweiergespräche sind leichter als Gruppengespräche

Lautstärke nicht erhöhen
Ruhig, nicht zu schnell, aber natürlich und in normaler Lautstärke sprechen.

Nonverbale Signale setzen
Tonfall, Mimik, Körpersprache sowie Schrift und Bilder einsetzen.

Den Wortlaut variieren
Bei Nichtverstehen andere Formulierungen wählen.

Kürze kann helfen
Längere Sätze können Schwierigkeiten machen.

Ja-Nein-Fragen stellen
Offene Fragen und Alternativfragen sind oft zu schwer.

Nicht zu schnell das Thema wechseln
Machen Sie immer ein paar einleitende Sätze wenn Sie das Thema wechseln.

Die Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit Ihres Angehörigen:

Ihr Angehöriger reagiert auf Umwelteinflüsse empfindlicher als vor der Erkrankung, seine Fähigkeiten können von Tag zu Tag schwanken. Meist wird er schneller müde. Er kann eventuell das Interesse an Dingen verlieren, mit denen er sich vorher gern beschäftigt hat. Er hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.

Unterstützen Sie die Dinge die Ihr Angehöriger kann und stärken Sie so sein Selbstbewusstsein.

Zitate aus: Luise Lutz: „Das Schweigen verstehen“; Springer Verlag